HörBar extra: Cyfre . das hörbare Nichts

Zahlenkammerkonzert von und mit Liquid Penguin

Donnerstag, 30. Januar 2020 19:00 Uhr
  HörBar KuBa-Kantine

„Die erste Figur macht 1, die zweite Figur macht 2, die dritte Figur macht 3 und die anderen so bis zur letzten, die Cyfre genannt wird. Cyfre macht nichts, aber sie macht, dass die anderen Figuren sich vervielfachen.“ 
(aus einem französischen Comput aus dem 13. Jahrhundert)

„Cyfre“, die Null, macht nichts - doch wo sie hinrollt, entstehen bedeutsame Leerstellen. Die Zahlen, an die sie sich anhängt, vergrößert sie. Und hinters Komma gesetzt, verkleinert sie die Zahlen, die ihr folgen.
Nullen in ein Kontinuum aus lauter Einsen eingestreut, bewirken Muster, (euklidische) Rhythmen: sie bringen so die ältesten Rhythmen der Kulturen sämtlicher Erdteile hervor.
„Cyfre“, die Null,  ist ein Paradoxon, sie bezeichnet mit Etwas das Nichts.
In Indien wurde zum ersten Mal das Nichts mit einem Zeichen belegt, um in Dezimalen rechnen zu können, und genannt: sunya. Das ist das Wort für „Leere“ in Sanskrit. Es erhielt auch die Namen „Himmel“, „Atmosphäre“, „Raum“ als Synonyme. Die arabische Übersetzung für sunya, Leere, hieß sifr. Daraus wird  lateinisch cephirum – italienisch zefiro-zero – französisch cyfre-cifre-chifre-chiffre (und ebenfalls zéro) – später deutsch Ziffer, allgemein für „Zahl“, und Chiffre:  sifr - ein magisches Zeichen, denn arabische Zahlen zu benutzen, ist lange eine geheime Sache.
Später wird man auf die Frage stoßen, was es ergibt, wenn man eine andere Zahl durch Cyfre, die „Null“, die Leere, teilen will. Und muss sich eingestehen: die Frage hat keinen Sinn, die Lösung gehorcht den Regeln nicht. Sie ist nicht definiert. Die Division durch Null ist verboten. Tut man es doch, was geschieht? Der Rechner stürzt ab, sollte eine schlecht programmierte Software es versuchen. Und der Mensch gelangt an die Grenze seines Vorstellungsvermögens. Was ist da? Ein Abgrund?

Inspiriert von der Geschichte der Zahlen und wie sie zu allen Zeiten das menschliche Vorstellungsvermögen herausgefordert haben, entwickelt Liquid Penguin eine Duo-Performance, in der Kompositionen, akustische Zahlenspiele, Texte und Fragmente, live-Spiel und Zu-Spiel sich zu einem Klangkabinett ergänzen: sie spielen Metronomfugen und türmen Fibonacci-Harmonien, schwingen Pendel, vermessen mit stehenden Wellen den Raum, ein Feld aus Miniaturlautsprechern dient als akustischer Abakus, aus Lautsprechern in räumlicher Anordnung klickern Zahlenstücke von Tom Johnson, Eier sortieren sich permutativ in Körbe, Narajanas Kühe vermehren sich, handbetriebene, mechanische und elektronisch gesteuerte Tonerzeuger produzieren euklidische Rhythmen.

Das Liquid Penguin Ensemble wurde 1997 von der Autorin/Performerin/Regisseurin Katharina Bihler und dem Komponisten/Bassisten Stefan Scheib in Saarbrücken gegründet, wo beide auch leben. Sie experimentieren an und mit den Grenzen künstlerischer Genres und entwickeln in wechselnden Besetzungen Projekte zwischen Musiktheater, Hörspiel, Klangkunst, Performance und
Installation.

Premiere:
Donnerstag, 30. Januar 2020, 19 Uhr

Weitere Vorstellungen:
Samstag, 1. Februar 2020, 19 Uhr
Sonntag, 2. Februar 2020, 19 Uhr

Eintritt: 11 € | 5 € ermäßigt
Karten sind vorab in der Geschäftsstelle des KuBa – Kulturzentrum am EuroBahnhof oder an der Abendkasse erhältlich.

 

Liquid Penguin Ensemble